Die findige Hausfrau
 

Es war einmal eine alte Frau, die hatte eine Tochter, eine rechte Schlampe, denn was sie auch vornahm, alles fiel ihr aus den Händen. Als es Zeit zum Freien gekommen war, fand sich ein Dummbart, der sie zur Frau nahm. Er lebte mit ihr ein Jahr und länger und zeugte ihr einen Sohn.
Eines Tages besuchte sie ihre Mutter, die sie üppig bewirtete. Die Tochter schmauste und sprach:
„Ach Mütterchen, wie schmeckt doch dein Brot so gut, und es macht so satt; wenn ich backe, mag man es gar nicht essen, denn es ist fest wie Ziegelstein.“
„Höre zu, Tochter!“ sagte die Alte. „Du knetest den Teig nicht lange genug, darum schmeckt dein Brot nicht. Du musst ihn solange kneten, bis dein Arsch nass ist, dann wird das Werk gelingen.“
Die Tochter ging nach Hause, rührte den Teig an und begann ihn zu kneten; sie knetete und knetete, dann hob sie den Rock, fühlte nach, ob der Arsch schon nass sei und knetete weiter. Sie knetete zwei Stunden lang und ihr ganzer Arsch war vollgeschmiert, doch sie fand nicht heraus, ob er nass war oder nicht. Darauf hob sie ihren Rock, stellte sich auf alle viere und sprach zu ihrem Söhnchen:
“Komm her und sieh nach, ob mein Arsch nass ist oder nicht.“
Der Junge schaute hin und sagte:
„Hähä, Mütterchen, du hast ja zwei Löcher dicht beieinander und beide sind voller Teig!“
Da hatte sie genug vom Kneten und sie backte den Teig zu Brot und es schmeckte vortrefflich, doch wer gewusst hätte, wie sie den Teig geknetet hatte, würde es nie in den Mund genommen haben.

 
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