Das Ferkel
 

In einem Dorf lebte einmal ein Pope, der hatte eine Tochter, wunderschön anzuschauen. Eines Tages dingte der Pope einen Knecht, der war ein rechter Tollkopf und er lebte bei dem Popen einen Monat und noch einen und einen dritten.
Zu dieser Zeit ward einen reichen Bauern im Dorf ein Kind geboren und er kam zum Popen und lud ihm ein, den Säugling zu taufen.
„Sei unser Gast, Väterchen, bringt Eure Gattin mit, lasst sie nicht zu Hause!“
Nun sind aber Popen stets auf fremdes Gut und üppige Bewirtung erpicht. Der Pope spannte also seine Stute ein und fuhr mit der Popin zur Kindstaufe, der Knecht aber blieb mit der Popentochter allein. Er hatte Hunger und im Herd der Popenfrau lagen zwei gebratenen Ferkel verwahrt.
„Höre, was ich dir sage“, sprach der Knecht zu der Popentochter, „lass uns die beiden Ferkel aufessen, der Pope und die Popenfrau sind ja nicht zu Hause!“
Sie willigte ein. Da holte er sogleich das eine Ferkel und sie aßen es mitsammen auf.
„Das andere“, sprach er zu der Popentochter, „will ich unter deinem Rock verstecken, damit es deine Eltern nicht finden, wir essen es später auf! Und wenn deine Eltern danach fragen, sagst du die Katze hat es gefressen.“
„Aber wie willst du es unter meinem Rock verstecken!“
„Das ist nicht deine Sache! Ich weiß schon wie!“
„Na gut, versteck es!“
Er hieß sie, sich zu bücken, sie stellte sich auf alle viere, er hob ihr den Rock hoch und schob ihr seinen Knüppel in die Pflaume.
„Ach, wie gut du es versteckst!“ sagte die Popentochter. „Aber wie bekomme ich es von dort wieder raus?“
„Das ist nicht weiter schwer, du lockst es mit Hafer, dann kommt es von selbst wieder heraus.“
Der Knecht bediente sie so trefflich, dass sie alsbald schwanger ward. Als ihr der Bauch zu schwellen begann, lief sie alle naselang hinaus in den Hof denn in ihren Bauch bewegte sich das Kind, sie aber glaubte es wäre das Ferkel; auf der Vortreppe hob sie das Bein, streute Hafer auf den Fußboden und lockte; schnuff – schnuff – schnuff! Vielleicht kommt es raus!
Eines Tages sah es der Pope und überlegte mit seiner Frau, die Tochter müsse doch schwanger sein und wir sollten sie fragen, mit wem der Teufel sie zusammengebracht habe. Sie riefen ihre Tochter:
„Annuschka, komm her! Was ist mit dir, wovon bist du so schwer geworden?“
Sie machte große Augen und schwieg; was die mich fragen, dachte sie.
„Nun sage schon, wovon hast du den Bauch?“
Die Popentochter schwieg.
„Nun sage es schon du Dumme! Wovon hast du den dicken Wanst?“
„Ach Mamilein, ich habe doch ein Ferkel im Bauch, der Knecht hat es mir hineingesteckt!“
Da schlug sich der Pope mit der Hand vor die Stirn und stürzte nach dem Knecht, doch der war längst über alle Berge.

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