Der Bär und die Frau
 

Eine Frau pflügte ihr Feld; der Bär sah sieh und dachte bei sich: ich habe noch nie mit einer Frau gebalgt. Ob sie wohl stärker ist als ein Mann? Männer habe ich schon oft niedergerungen, doch mit Frauen hatte ich noch nie zu tun. So trat er zu der Frau und sprach:
„Laß uns ringen!“
„Aber Meister Petz, und wenn du mir was zerreißt?“
„Nun, wenn ich dir was zerreiße, dann bringe ich dir einen Bienenstock voll Honig.“
„Gut denn!“
Der Bär nahm die Frau in seine Tatzen und warf sie zu Boden, da hob sie die Beine in die Höhe, griff sich an die Pflaume und sprach:
„Was hast du getan? Wie soll ich mich jetzt zu Hause zeigen, was soll ich meinem Mann sagen?“
Der Bär schaute hin, sah das riesengroße Loch, das er gerissen, und wusste nicht, was tun. Plötzlich kam ein Hase vorbeigelaufen.
„Gemach, Meister Lampe!“ rief der Bär ihm zu. „Komm her!“
Der Hase hoppelte herbei. Der Bär packte die Frau an den Pflaumenrändern, drückte sie zusammen und befahl Meister Lampe, sie mit beiden Pfoten festzuhalten, er selbst lief in den Wald und schälte Seidelbast, kaum zu schleppen, um der Frau das Loch zuzunähen. Er brachte das Bündel herbei und warf es krachend zu Boden. Da ließ die Frau vor lauter Schreck einen Furz fahren, so dass der Hase zwei Arschin (Anm.: rd. 1,4m) hoch in die Luft sprang.
„He, Meister Petz! Nun ist es wieder aufgeplatzt!“
„Na, dann wird sie wohl ganz und gar platzen!“ sagte der Bär und stürzte in wilder Flucht davon und weg war er!

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